Knollenblätterpilzvergiftung - Therapieschema |
Die für die Vergiftung verantwortlichen Amato- und Phallotoxine unterliegen einem enterohepatischen Kreislauf. Aus diesem Grund
besteht ist eine schnellstmögliche Giftelimination eine
bedeutende Therapiemaßnahme. Beim symptomfreien Patienten,
der sich in der Latenzphase befindet, geschieht dies durch Magenspülung, Kohle,
Aufrechterhaltung bzw. Anregung der Diurese, Laxantien und (bei hochgradigem Verdacht)
Hämoperfusion, beim Patienten mit gastrointestinaler Symptomatik
ausschließlich durch Kohle bei gleichzeitiger Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution
unter zentraler Venendruck-Kontrolle. Zur Sicherung der Diagnose sind Speisereste zur Pilzidentifikation heranzuziehen, Mageninhalt und Stuhl einer Sporenanalyse zu unterziehen und mit dem Urin ein Amatotoxin-Radioimmunoassay durchzuführen. Nach Diagnosesicherung sind die spezifischen Maßnahmen so früh wie möglich zu beginnen. Diese bestehen in der intravenösen Dauerinfusion von Silibinin (als Silibinin-Dihemisuccinat) mit 5 mg/kg Körpergewicht über eine Stunde als Anfangsdosis und mit 20 mg/kg Körpergewicht pro Tag über 6 Tage (abzusetzen, wenn nach 4 Tagen keine hepatotoxischen Effekte aufgetreten sind). Solange kein Silibinin verfügbar ist, erfolgt als spezifische Maßnahme die i. v. Gabe von Penicillin. Ergänzend zu den spezifischen Maßnahmen Lactulose zur Vermeidung der Bildung von Ammoniak, Neomycin oder Paromycin oral zur Reduktion der Resorption von Enterotoxinen, Glucose-Infusion (20 %) mit Insulin, nach Bedarf Blutgerinnungsfaktoren und zur Prophylaxe der Verbrauchskoagulopathie Low-dose Heparin. |
Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung 139: 3050 (1999) |