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Curcumawurzelstock - Curcumae longae rhizoma [DAC 2003]

Stammpflanze: Curcuma longa L. / Kurkuma [Fam. Zingiberaceae / Ingwergewächse]. Synonyme: Curcuma domestica VALETON, Amomum curcuma JACQ. Die korrekte wissenschaftliche Artbezeichnung wird widersprüchlich diskutiert. Im Deutschen Arzneimittelcodex wird als Artname das hier als Synonym aufgeführte C. domestica genannt. Entsprechend der Einträge in aktuellen Datenbanken (s. Literatur) muss jedoch C. longa L. als korrekte wissenschaftliche Bezeichnung angesehen werden. Dt. Synonyme: Curkuma, Gelbwurzel. Englisch: Indian-saffron, turmeric, Turmeric plant, Long rooted Curcuma.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Ausdauernde, aufrechte und bis gut 1 m hoch werdende tropische Rhizomstaude mit sehr großen Blättern. Das vollständig mit Niederblättern, die nach dem Absterben quergeringelt erscheinen, besetzte Rhizom besteht aus dem knollig verdickten Hauptrhizom, dem zahlreiche, am Ende zuweilen knollig verdickte Wurzeln entspringen, und fingerförmigen Nebenrhizomen, die seitlich dem Hauptrhizom entspringen und denen keine Wurzeln entspringen. Die Nebenrhizome wachsen überwiegend schräg abwärts. Einzelne Nebenrhizome können an der Spitze aufwärts wachsen, knollig anschwellen und sich zu neuen, Wurzeln tragenden Hauptrhizomen entwickeln. Die Blätter sind grundständig am oberen Ende des Hauptrhizoms angeordnet. Ihre Länge beträgt bis zu 1,2 m. Ca. 2/3 der Blattlänge entfallen auf die eiförmig-lanzettliche, ganzrandige Blattspreite, der verbleibende Teil auf den scheidenartigen Blattstiel. Ein weiteres markantes Merkmal sind die zapfenartigen Blütenstände. Diese werden von einem 15 bis 20 cm langen, von scheidenartigen Blattstielen umschlossenen Stengel getragen. Ihre Länge beträgt etwa 10 bis 15 cm, ihr Durchmesser 5 bis 7 cm. Neben den Blüten finden sich im Blütenstand blassgrüne, etwa 5 bis 6 cm lange Hochblätter und weißliche, oft rötlich getönte Deckblättchen. Die Farbe der einzelnen Blüten reicht von gelblichweiß über gelb bis orange. Sie bestehen aus einem röhrenförmigen, dreilappigen Kelch, einer trichterförmigen, dreizipfeligen Krone, gelblichen Staminodien, einem Labellum (s. Beschreibung der Familie), welches in der Mitte einen gelben Streifen aufweist, und einem fertilen Staubblatt. Aus dem oberständigen Fruchtknoten entwickelt sich eine kugelige Kapselfrucht.

Verbreitung: Natürliche Heimat vermutlich im tropischen Indien. Heute verbreitet von Indien über Thailand östlich bis Indonesien und nördlich bis China. Als Kulturpflanze schon lange bekannt und heute in zahlreichen tropischen Regionen Asiens, Afrikas und Westindiens kultiviert, wobei sich die Hauptanbaugebiete in Indien befinden.

Droge: Die nach dem Ernten gebrühten, getrockneten, ganzen oder geschnittenen Wurzelstöcke, die mindestens 2,5 % Dicinnamoylmethanderivate, berechnet als Curcumin, und mindestens 25 ml pro kg ätherisches Öl enthalten (jeweils bezogen auf die getrocknete Droge).

Beschreibung der Droge: Ganzdroge entweder bestehend aus dem knollig verdickten Hauptrhizom oder den Nebenrhizomen (= Rhizomäste) oder aus Mischungen davon. Sämtliche Rhizomteile sind quergeringelt, fast hornartig hart und im Querschnitt gleichmäßig gelb. Das Hauptrhizom ist eiförmig, bis zu 4 cm lang und bis zu 3 cm breit. Die finger-, walzenförmigen oder leicht zusammengedrückten Rhizomäste sind gelbbraun oder graubraun, gerade oder gekrümmt und bis zu 1,5 cm dick. Die Schnittdroge besteht aus unregelmäßig geformten, orangegelben, leicht bestäubten Rhizomstücken, die eine glatte, hornartige Schnitt- oder Bruchfläche aufweisen. Bei vom Rande stammenden Stücken ist außen eine schmale dunkle Zone zu erkennen.

Geruch und Geschmack: Geruch aromatisch-würzig, Geschmack brennend scharf und bitter.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Rhizoma Curcumae, Rhizoma Curcumae longae; Deutsch: Gelbsuchtwurzel, Kurcumawurzel, Langer Gelbwurzelstock; Englisch: Curcuma root, Indian saffron.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau. Die Hauptanbaugebiete befinden sich in Indien, besonders in den südlichen und östlichen Landesteilen.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl und Curcuminoide. Ätherisches Öl: Der Gehalt beträgt im Durchschnitt zwischen 3 und 5 %. Zusammengesetzt ist es zu etwa 60 % aus Sesquiterpenketonen [ar-Turmeron, α- und ß-Turmeron (Turmerone = wesentlich verantwortlich für den Geruch des Öls), Atlanton und Curlon] und zu ca. 25 % aus Zingiberen. Daneben enthält das ätherische Öl geringe Mengen an Camphen, Pinen, Cineol, Borneol, α-Phellandren, und Sabinen. Curcuminoide: Gehalt 3 bis 8 %. Hauptkomponenten sind Curcumin, Desmethoxycurcumin und Bisdesmethoxycurcumin. Letzteres ist in der Javanischen Gelbwurz [Curcumae xanthorrhizae rhizoma] praktisch fehlend, so dass dessen Anwesenheit zur Unterscheidung von Curcuma xanthorrhiza ROXB. herangezogen wird. Unter diesen Verbindungen dominiert meist das Curcumin, jedoch kann das quantitative Verhältnis der drei Verbindungen je nach Herkunft der Droge auch relativ stark variieren. Daneben in geringer Menge noch sechs weitere Curcuminoide: 4''-(3''-Methoxy-4'''-hydroxyphenyl)-2''-oxo-enbutanyl-3-(3'-methoxy-4'-hydroxyphenyl)-propenoat (Calebin-A), 1,7-Bis-(4-hydroxy-3-methoxyphenyl)-1,4,6-heptatrien-3-on, 1-Hydroxy-1,7-bis-(4-hydroxy-3-methoxyphenyl)-6-hepten-3,5-dion, 1,7-Bis-(4-hydroxyphenyl)-1-hepten-3,5-dion, 1,7-Bis-(4-hydroxyphenyl)-1,4,6-heptatrien-3-on, 1,5-Bis-(4-hydroxy-3-methoxyphenyl)-1,4-pentadien-3-on. Weitere Inhaltsstoffe: Ca. 30 bis 40 % Stärke.

Wirkungen: Choleretische Wirkung, Senkung des Blutfettspiegels (Senkung der Lipidperoxid-Konzentration, des Cholesterolspiegels und von Apolipoprotein B) und damit verbunden antiatherogene Eigenschaften, wodurch eine Verbesserung des Befindens von Patienten mit erhöhtem Nahrungsfettkonsum zu erwarten ist. Daneben wurde in pharmakologischen Untersuchungen eine Vielzahl weiterer Wirkungen ermittelt. Zu diesen zählen u. a. antioxidative, radikalfangende, entzündungshemmende, antimikrobielle, tumorhemmende und gegen Leishmanien gerichtete Wirkungen. Obwohl diese Wirkungen sich z. T. auch in klinischen Studien bestätigt haben, sind sie für die Anwendung der Droge aktuell von untergeordneter Bedeutung.

Anwendungsgebiete: Dyspeptische Beschwerden, Meteorismus.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Innerlich: Im Ursprungsgebiet der Pflanze wird die Droge volksheilkundlich in vielfältigster Weise verwendet. Diese Anwendungsgebiete reichen von Oberbauchschmerzen, Koliken, Durchfälle, Blasen- und Nierenentzündungen, Entzündungen der Mundschleimhaut, Fieber, Wassersucht, Bronchitis und Erkältungen bis hin zu Gelbsucht, Lepra und Wurmbefall. Die Anwendung bei Oberbauchschmerzen erscheint augrund der erwiesenen cholagogen Wirkung der Droge plausibel. Ansonsten ist die Wirksamkeit gegenwärtig nicht belegt. Äußerlich: Entzündliche und septische Haut- und Augenerkrankungen.

Gegenanzeigen: Verschluss der Gallenwege. Bei Gallensteinleiden nur nach Rücksprache mit einem Arzt anzuwenden..

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Die wirksamen Bestandteile von Curcumawurzelstock sind schlecht wasserlöslich und die oben genannten Wirkungen wurden fast ausschließlich mit alkoholischen Extrakten erzielt. Aus diesem Grund ist die Verwendung von in der Apotheke erhältlichen, qualitativ hochwertigen Fertigpräparaten zu bevorzugen. Wird dennoch ein aus frischer Droge hergestellter Tee bevorzugt, ist zur Teebereitung etwa ½ Teelöffel voll (ca. 1,3 g) Curcumawurzelstock oder die entsprechende Menge in einem oder mehreren Aufgussbeuteln mit ca. 150 ml siedendem Wasser zu übergießen und nach 10 bis 15 min durch ein Teesieb zu geben.

Sonstige Verwendung: Haushalt: Gepulverter Curcumawurzelstock stellt den Hauptbestandteil des Currypulvers dar. In Indien zum Vertreiben von Ameisen verwendet, ferner auch als 2prozentiger Zusatz von Reis und Weizen zum Fernhalten Schädlingen. Lebensmittelindustrie: Zum Färben verschiedenster Lebensmittel (z. B. Butter, Käse, Gebäcke, Likör). Industrie und Technik: Zum Färben Textilien, Lederwaren, Holz, Papier, Lacken, Firnissen u. a. Zum gleichen Zweck auch als Zusatz von Pudern und Cremes.


Bilder:
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Im allgemeinen Erscheinungsbild der Pflanze dominieren die schon fast riesigen Blätter, die aus einer großen, ganzrandigen Blattscheide und einem scheidigen Blattstiel bestehen, der direkt dem Rhizom entspringt. Bei detaillierter Betrachtung aller Pflanzenteile fallen mehrere Dinge gleichermaßen auf, wobei die Wurzeln mit ihren knollenförmigen Enden mit am außergewöhnlichste sind (s. rechte Abbildung).

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Literatur: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002; Deutscher Arzneimittel-Codex 1999; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 223 vom 30.11.85 (Berichtigung 01.09.90); USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN). [Online Database] National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Available: http://www.ars-grin.gov/cgi-bin/npgs/html/taxon.pl?12676 (12 March 2003); Park S-Y, Kim SHL, Discovery of Natural Products from Curcuma longa that Protect Cells from Beta-Amyloid Insult: A Drug Discovery Effort against Alzheimer's Disease, J. Nat. Prod. 65 (2002): 1227-1231; Fintelmann V, Wegener T, Curcuma longa - eine unterschätzte Heilpflanze, Dt. Apotheker-Ztg. 141 (2001): 3735-3743; Rall B, Curcuma longa - Ein "Gewürz" bringt die Verdauung auf Trab, Dt. Apotheker-Ztg. 141 (2001): 4547-4548; Saleheen D, Ali SA, Ashfaq K, Siddiqui AA, Agha A, Yasinzai MH, Latent activity of curcumin against Leishmaniasis in Vitro, Biol. Pharm. Bull. 25 (2002): 386-389


© Thomas Schöpke